"Ich aber bin entstellt vor Ähnlichkeit" -
Aldo Rossi und die Città analoga. Eine Theoriesuche
Die Dissertation von Henrike Schoper widmet dem Thema der Analogie als Modus im architektonischen Entwerfen, welche seit Ende der 1960er Jahre bis in die Gegenwart ein wichtiger Gegenstand des Architekturdiskurses und des architektonischen Entwurfes darstellt. Dabei steht die theoretische Konzeption der città analoga von Aldo Rossi im Mittelpunkt der Auseinandersetzung.
Schon 1967 formuliert Aldo Rossi in seinem Essay Architektur für die Museen den Anspruch, eine neue Theorie des Entwerfens und der Architektur entwickeln zu wollen. Es bildet den Ausgangspunkt einer fast 15-jährigen Suche, in welcher Rossis unter dem hypothetischen Titel cittá analoga versucht, ein theoretisches Fundament zu entwickeln. Zwei Themen stehen im Mittelpunkt seiner Suche: die konkrete Wirklichkeit von Stadt in all ihren kulturellen Dimensionen und die mentale Operation der Analogie beim einzelnen Subjekt. Im Modus der Analogie webt der aus seinem Inneren schöpfende Künstler-Entwerfer intuitiv ein Netz von Ähnlichkeiten und Korrespondenzen, die das Charakteristikum der poetischen Kraft im Entwurf ausmachen.
Hauptaugenmerk der Forschung liegt dabei auf einer Bildtafel von Aldo Rossi mit dem Titel La città analoga, welche er 1976 gemeinsam mit Bruno Reichlin, Fabio Reinhart und Eraldo Consolascio für die Biennale in Venedig anfertigt. Dieses Programmbild widerspiegelt die Komplexität und Widersprüchlichkeit, die Wurzeln und Einflüsse, die Irr- und Auswege, die Optionen einer möglichen Anleitung zum Entwerfen einer der interessantesten und eigenständigsten Positionen im Architekturdiskurs der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Forschungsarbeit bettet das Theoriekonstrukt Rossis in den Kontext der geisteswissenschaftlichen Debatten der Zeit ein und sucht der Aktualität ihrer Bedeutung in der Gegenwart nachzugehen.